Berger - Jegenstorf, Unsere Reisen


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Botswana 2010

Unsere Reisen


Vorbemerkung

Unsere dritte Afrikareise dauert etwas weniger lang, wir erleben sie aber umso intensiver. Wir fahren für einmal nicht selber, da uns 4x4-Fahren mit Mietfahrzeugen in unserem Besuchsgebiet weder wirtschaftlich noch ökologisch sinnvoll erscheint. Denn auf diese Weise gelangt man, je nach Wasserstand, auch nur an den Rand der interessantesten Gebiete und von da weg sind dann doch Boote und/oder Flugzeuge zu bemühen um "ans Geschehen" zu kommen, währenddem Miet- und Abstellgebühren natürlich weiterlaufen. Also haben wir uns für Fly-in Safaris entschieden und die langen Anfahrtswege über abenteuerliche Sandpisten fallen gelassen.
In den Camps und Lodges sind die akkuraten Transportmittel für die individuelle Pirsch, mit ortskundigem, persönlichem Fahrer und Guide inbegriffen. Wir werden also Sachen sehen, die wir selber trotz sorgfältiger Vorbereitung gar nie finden könnten. Von den tief fliegenden Kleinflugzeugen aus geniesst man zudem unbeschreibliche Ausblicke über die faszinierenden, endlosen Landschaften, mäandernden Wasserläufe und migrierenden Tierherden.
Für Tiere und Pflanzen geben wir diesmal auch die englischen oder ortsüblichen Namen wieder, da diese - insbesondere bei endemischen Arten - oftmals geläufiger sind und treffender bezeichnen als die offiziellen deutschen Übersetzungen.

Das Buch unseres bewunderten Guides Christiaan Bakkes "In Bushveld and Desert, A Game Ranger's Life", siehe Reisebericht Namibia 2009, haben wir im Human & Rousseau Verlag, Cape Town und Pretoria, gefunden und beschafft (ISBN 978-0-7981-4928-0 über Amazone UK). Eine treffendere und realistischere Vorbereitungs- oder Begleitlektüre zu einer Reise ins südliche Afrika können wir uns nur schwerlich vorstellen!

22.08.2010 Flug Zürich - Johannesburg

Check-in in Zürich-Flughafen bei SWISS. Entgegen der Anweisung unseres Agenten sei direktes durchchecken bis Kasane unmöglich, da BBK im System nicht figuriere und kein Abkommen zwischen SWISS oder Lufthansa und Air Botswana bestehe. Unsere harte, einstündige Diskussion mit dem SWISS-Supervisor bleibt erfolglos. Das bedeutet: in Johannesburg Gepäck auslösen, Passkontrolle, Zollabfertigung, langer Weg zum Ausgang und zurück zum Check-in mit Gepäckaufgabe, Passkontrolle, Security checks usw. für den Flug nach Kasane. Die Zeit in Johannesburg wird knapp sein. Der SWISS-Mann beurteilt die Situation als Fehlleistung unseres Reisebüros, welches die Prozedur genau kennen müsste. Wir haben allerdings nicht zum ersten Mal Mühe beim Einchecken in Zürich.
Unsere Nerven werden sehr strapaziert, von Schlaf während dem Flug keine Spur.
Zeitlich klappt es dann doch, dank der freundlichen Hilfe eines Flughafen-Angestellten in Johannesburg, gegen ein respektables Trinkgeld.

23. - 24.08.2010 Chobe National Park, Serondela Area

Schöner Flug mit Botswana Airways über die Pans von Makgadikgadi - die grössten Salzpfannen der Welt - nach Kasane, der "Stadt" am Vierländereck Botswana, Namibia, Zambia und Zimbabwe. Der Abholdienst durch die Elephant Valley Lodge klappt. Die Fahrt mit dem Landrover verläuft schon recht abenteuerlich, in 25 Minuten mitten durch den trockenen Bush. Auf dem Weg sehen wir bereits Hornraben (Southern Ground Hornbill) und Schirrantilopen (Bushbuck).

Die Lodge ist romantisch, sympathisch, sanitär gut eingerichtet und in vorzüglichem Allgemeinzustand. Mit einer fantastischen Wasserstelle.
Wir haben genau 20 Minuten Zeit um unser Luxus-Safarizelt zu beziehen, mit dem benachbarten Bushbuck Freundschaft zu schliessen und uns für den ersten Game Drive im Chobe National Park bereit zu machen.

Elementare Safariausrüstung: Frühmorgens mit Wolldecken, Hoody und Windjacke; abends für die Rückfahrt ins Camp unbedingt Windjacke und Taschen- oder Kopflampe. Hut, gut schliessende Sonnenbrille und Sonnenschutzcrème, Foto-, Videokameras, (Einbein-)Stativ, Ersatzakkus, Feldstecher, Bücher zur Tier- und Pflanzenerkennung (normalerweise beim Guide/Fahrer vorhanden).
Akkus: Da Camps in der Wildnis nicht über die nötige elektrische Stromversorgung verfügen, können Akkus während der Fahrt im Safarifahrzeug aufgeladen werden (Zigarrenanzünder-Ladegerät selber mitbringen).

Abfahrt mit Eugene als Guide und Fahrer und einer Schweizer Reisegruppe, die uns sympathischerweise sofort als temporäre Gäste integriert, mit Walter, deren Reiseleiter, Pierre und Anne-Marie aus dem Welschland, Fred und Irmgard aus dem Aargau sowie Peter mit der Riesen-Foto-Film-Objektiv-Stativ-Tasche aus St. Gallen.
Anfahrt durch die Kasane Forest Reserve zum Chobe National Park, Sedudu-Eingang. Quer durch die Park-Nordostecke zum Fluss, dem Ufer entlang westlich und auf dem höheren Uferrücken zurück, mit einer F1-Einlage Eugenes' um den Torschluss um 18:30 nicht zu verpassen.
Landschaft: 10'566 km2 (ganzer National Park). Dichte Mopane- und Kameldornwälder, weite Graslandschaften, Sandboden, eher steile, buschbewachsene Flussufer zum Chobe. Weide-, Sumpf- und Flutebenen sowie Riet- und Papyrusinseln im nördlich angrenzenden Caprivi-Zipfel (Namibia). Grösste Wildkonzentration in Afrika. Viele Fahrwege führen durch Tiefsand (>15 cm).
Beobachtete Tiere: Vor allem Elefantenherden die den Park fürchterlich zurichten, Büffelherden (African Buffalo), Flusspferde (Hippopotamus, kurz: Hippo), Krokodile (Nile Crocodile), viele Bären Paviane (Baboon), Warzenschweine (Warthog), Mangusten und Antilopen: Impala, Kudu, die sehr scheuen Rappenantilopen (Sable Antelope), Pferdeantilopen (Roan Antelope), Grasantilope (Puku), Schirrantilopen (Bushbuck), Steinantilopen (Steenbok).
Vögel: Störche: Klaffschnäbel (Open-billed Stork), Gelbschnabelstörche oder Nimmersatt (Yellow-billed Stork), Sattelstörche (Saddle-billed Stork), Schwarzstörche (Black Stork) und Marabus, Trappen (Korhaan, Bustard), Blaustirn-Blatthühnchen (African Jacana), Hammerkopf, Gabelracken (Lilac-breasted Roller), Strichelracke (Purple Roller), Francolins, Perlhühner (Guineafowl), Schreiseeadler (African Fish Eagle), Scherenschnabel (African Skimmer), Kormorane, Schlangenhalsvögel (African Darter), Löffler (African Spoonbill), Heiliger Ibis, Brauner Sichler (Glossy Ibis), Enten, Gänse, Reiher (Heron), Weissrückengeier (African White-backed Vulture), Adler, Adler-Eule oder Milchuhu (Giant Eagle-Owl), Segler (Swifts) und viele Kleinvögel.

Später trifft man sich zu einem mittelguten Nachtessen in der Boma (palisadengeschützter Hof um das offene Feuer). Wir teilen den Tisch mit Australiern die zum ersten Mal in Afrika sind und bemerken, dass wir mehr von Australien gesehen hätten als sie selber. Im Sichtbereich der Esstische, um die grosse Wasserstelle, tummeln sich einige Elefantenbullen und eine grosse Büffelherde.

Nach gutem Schlaf, ab 05:00, lassen wir uns gerne vom natürlichen Crescendo "stören": die Wildnis erwacht! 07:00 Aufstehen, 07:30 Frühstück, 08:30 Start nach Kasane zum eigenen Bootsteg der Lodge. Bootsafari auf dem Chobe River, mit Eugene und der Schweizergruppe. Natürlich wunderschön, wir schwelgen in Erinnerungen an letztes Jahr im Caprivi-Zipfel und werden nicht enttäuscht:
Sehr grosse Elefantenherden am Ufer, auf den Inseln und beim rüber schwimmen, bedeutende Büffelherden auf den Inseln, Antilopen in grossen Rudeln, massige Krokodile, Hippofamilien im Wasser und beim gemeinsamen Grasen mit Büffeln, Nilwarane (Nile Monitor). Zu den bisher beobachteten Vögeln stellen sich weitere ein: der Goliath Reiher von 1.40 m Höhe, eine Rotkappenschwalbe (White-tailed Swallow) die unsere Reling ziert, die Madagaskar Ralle (Squacco Heron), der Glockenreiher (Black Egret) - er breitet beim Fischen seine Flügel wie eine Glocke über sich aus um seine Beute im Schatten besser sehen zu können - sowie der Schlangenadler (Brown Snake Eagle).
Eugene fährt auch auf dem Wasser grundsätzlich rassig, allerdings - wo es was zu sehen gibt - nähert er sich leise, langsam und behutsam.

Um 12:00 fahren wir zurück zur Lodge via Kazungula und auf den ersten Kilometern der berühmt-berüchtigten Hunters Road, das heisst direkt entlang der Grenze zu Zimbabwe, die bald einmal nur noch an den zwei parallelen Fahrpisten mit 5 bis 10 m Abstand und ohne trennenden Zaun zu erkennen ist.

Lunch um 13:00. Kurze Zeit zur Erholung. Start zur Safari um 15:00, in der bereits bekannten Zusammensetzung.
Wieder durch das Chobe-Tor von Sedudu. Diesmal fahren wir etwas tiefer ins Landesinnere. Es herrscht ziemlich viel Touristenverkehr, sogar Stau beim Beobachten einer traurigen Löwin nach erfolgloser Warzenschweinjagd.
Elefanten zu Hunderten und endlose Waldruinen! Unseren Lieblingstieren bleibt nichts anderes übrig, als sich die eigene Lebensgrundlage weg zu fressen. Erfreulich ist dagegen die unerschöpfliche Vogelwelt. Grossartig!

Heute geniessen wir ein gemeinsames Nachtessen mit "unserer" Schweizergruppe. Interessante Reisegespräche. Lagerfeuer, Amarula,
Rückblick auf die Pirsch, spät zu Bett (22:45!). Eine grosse und ziemlich laute Elefanten-Bullengruppe beschliesst den Tag am Wasserloch.

Der Chobe National Park könnte mit 60'000 Elefanten überleben, gegenwärtig werden über 120'000 gezählt. Ein Projekt zum öffnen von Korridoren und grenzüberschreitenden Wildreservaten nach Namibia, Angola, Zambia und Zimbabwe wird seit Jahren geplant und scheint im Morast kleinkrämerischer Tagespolitik zu versaufen noch bevor es richtig angegangen wird. Sollte es eines Tages doch gelingen, werden die Elefanten-Matriarchinnen, die sich noch an die Migrationsrouten aus der Zeit vor den zerstörerischen Befreiungskriegen erinnern konnten, seit Generationen ausgestorben sein. "Junge" Leitkühe werden sich den Mut zum Wandern in unbekannten und unsicheren Regionen (Minenfelder in Angola, Wilderer in Zimbabwe usw.) und auch das Wissen um Weiden und Wasser wieder hart erarbeiten müssen, das dürfte nach den Aussagen von Wissenschaftlern weitere 20 Jahre dauern. Wer bringt der romantisch-ideologisch-träumerischen Welt bei, dass hier vermutlich nur mit dem ausmerzen ganzer Familienstämme, sogenannten Cullings, die Spezies zu retten sein wird?

25. - 28.08.2010 Chobe National Park, Savuti Marsh Area

Ausführliche Toilette, packen, HJ hat die Reisetaschen-Schlüssel verloren: kurze Aufregung, zum Glück haben beide von uns auch die Schlüssel des Anderen; vorausschauende Planung! Verabschiedung der Schweizergruppe, sie verreisen nach Süden, wir südwestlich. Vielleicht sieht man sich im Delta wieder.

Der Abholdienst um 11:50 klappt selbstverständlich. Unser Buschflieger soll uns ab 12:55 von Kasane nach Savuti im westlichsten Teil des Chobe National Parks bringen.
Sehr einfache Check-in-, Abfertigungs- und Securityroutine im "Kasane International Airport", eigentlich inexistent. Der Pilot, Stefan, empfängt uns persönlich, führt uns zu seiner kleinen sechsplätzigen Cessna, stellt uns den übrigen Passagieren vor - einem sympathischen Pärchen aus Australien, das er nach unserer Destination noch ins luxuriöse Pom Pom Camp weiterfliegen soll - packt unsere Reisetaschen in den Bauch des Fliegers und los geht's. Aeroclub!
Grosse Höhe, 10'000 Fuss, als Folge starker Bodenwinde, böig. 40 Minuten bis zum Savuti Airstrip. Der Chobe National Park erscheint aus dieser Höhe ziemlich eintönig. Rechts allerdings immer die Fluss-, Seen- und Moorlandschaften des Chobe bzw. Linyanti bzw. Kwando. Überall grosse Vegetationsschäden durch Elefanten.
Savuti Airstrip: Eine Hütte von maximal 4 m2, ein Jeep mit Anhänger der auf irgendetwas oder jemanden wartet, wir beide mit unseren Taschen im Sand. Unser Fahrzeug, ein Safari Landcruiser, erscheint nach einigen Minuten aus dem Busch.

Cell, unser Fahrer und Guide, wird uns während des ganzen Aufenthaltes zur Verfügung stehen. Erst bringt er uns in etwa 25 Minuten ins Camp, mitten im Busch, dabei überqueren wir, wie später noch oft, den Savuti Channel, der nach 28 Jahren trocken liegen erstmals randvoll klares Wasser führt. Im Moment wird eine Beton-Brücke konstruiert, in der Hoffnung, dass der Channel in Ewigkeit nie mehr versiegt.
Im
Camp empfangen uns die Köchin und Campmanagerin Peggy-Sue und zwei junge Helfer, Kim und Leonard. Wir sind die einzigen Gäste, eines von drei Zelten. Das Camp wurde erst am Vortag von der "Delta-Touristen-Hauptstadt" Maun her transportiert und errichtet. Ein sehr grosser Aufwand für nur zwei Gäste. Erst zu unserer vierten Nacht in Savuti werden noch weitere Reisende erwartet.
13:45, Lunch is ready, dann Zeltbezug und kurze Einführung ins Campleben durch Peggy-Sue und Cell. Es wird jetzt schon etwas abenteuerlicher, mitten in der Wildnis, ohne Zaun und Hindernisse. Wenigstens unsere Toilettenanlage mit Buschdusche und Plumpsklo ist als ungedeckte Apsis direkt ans Zelt angebaut, sodass ein eventuelles Angstbisi auch nachts möglich wäre.

Um 15:00 geht's auf Safari.
Savuti bedeutet Mopane-, Dornbusch- und Akazienwälder, Steppe, Savannen, Salzpfannen, Marshes, felsige Hügel die aus der unendlichen Ebene ragen. Nordwestlich ist Savuti abgeschlossen durch eine Sandsteinridge, dem ehemaligen Ufer eines enormen Binnenmeeres, und durch das Kwando-Linyanti Flussgebiet, das auch den Savuti Channel speist, der von da quer durch die Region mäandert und schliesslich im Südosten in einem Binnendelta, den Savuti Marshes, versiegt. Vielseitige, vielfältige Vegetation und Landschaft.


Beobachtete Tiere:
Elefantenfamilien und Bullenherden, man nennt die Gegend auch Elefantenasyl. Impalas, Pferdeantilopen, Steinantilopen, sehr grosse Kudus, einen Leoparden, den wir lange und aus nächster Nähe (3 m) auf seiner Pirsch und beim - leider erfolglosen - Angriff begleiten können, ohne dass er uns auch nur die geringste Beachtung schenkt, drei weitere Leoparden, Warzenschweine, Honigdachse (Honey Badger), Streifengnus (Blue Wildebeest), Strauchhasen (Scrub Hares) und verschiedene andere Nager. Sogar einen einsamen Oryx sichten wir, offenbar eine Premiere in dieser Gegend. Löwen und Geparden (Cheetah) haben uns leider nur frische Spuren hinterlassen. Die weltberühmten, Elefanten jagenden Savuti-Löwen, ein Clan von über 40 Tieren, bestehen in dieser Form nicht mehr. Sie haben sich letztes Jahr in mehrere kleine Gruppen und verschiedene Reviere aufgeteilt. Glück für die Elefanten, Pech für die Touristen.
Vögel: Riesentrappen (Kori Bustard), Gackeltrappen (Black Korhaan), Francolins, Perlhühner, Sekretäre (Secretarybird), Strausse (Ostrich), Rennvögel (Courser), Rot- und Gelbschnabel Tokos (Red- and Yellow-billed Hornbill), Hornraben, Marabus, Sattel- und Gelbschnabelstörche, Löffler, Schildraben und Kapkrähen (Pied Crow und Black Crow), Haubenbartvogel (Crested Barbet), Madenhacker (Oxpecker) die sich auf den Antilopen gütlich tun, Bülbüls (Bulbul), Habichte (Hawk), Schlangen Sperber (Harrier-Hawk), Falken (Kestrel), Singhabichte (Chanting Goshawk), Milane (Kite), Reiher, Fisch-, Schlangen-, Raub-(Tawny), Braun- und Kampfadler, Habichtsadler (African Hawk Eagle), Gaukler (Bateleur), Gabelracken, Elsternwürger (Long-tailed Shrike), Rotbauchwürger (Crimson-breasted Boubou/Shrike) und viele mehr.
Besonderes: 3'000 bis 4'000 Jahre alte Felsmalereien (Rockpaintings) der San in den Felsenhügeln.

Das Camp, für uns unbeirrbare Nicht-Camper eine ganz neue Erfahrung.
Unsere Mobile Camps werden betrieben durch Tamog-Tours in Maun und werden jeweils nach Bedarf auf den BOGA (Botswana Guides Association)-Campsites installiert.
Der normale Tagesablauf: 06:00 Tagwache, 06:30 Frühstück, 07:00 Safari, 13:00 Lunch, 13:30 Dusche und Erholungszeit, 15:00 Tea, 15:15 Safari, 19:00 Dinner, 20:30 Schlafen gehen. Tagestemperatur bis 35°; Nachttemperatur 5-8°.
Das Essen wird über dem offenen Feuer, auf einem einzigen Rost von 40x40 cm zubereitet! Immer sehr gut und sehr reichhaltig,
Suppe, Fleisch (meistens Rind, Lamm oder Geflügel), Gemüse (Blumenkohl, Bohnen, Kürbis, Squash, Karotten), Kartoffel oder Millipap (eine Art Stock aus Weissmais, der in vielen Gegenden des südlichen Afrika zu den Grundnahrungsmitteln zählt), dazu Wasser, Bier, Weiss- oder Rotwein, danach Dessert, Früchte und Kaffee… Soll's mal einer nachmachen!
Das letzte Nachtessen, eine "Gala", nehmen alle Gäste mit den Guides, dem Küchen- und Hilfspersonal und dem Campmanager gemeinsam ein. Ein sehr sympathischer Anlass zum Abschluss der hautnahen
Busherlebnisse.
Unser Gala-Abend findet ohne "neue" Gäste (Südafrikaner und Australier) statt: diese treffen zwar ein, geben sich aber als falsch informiert und sind in der Wildnis offensichtlich überfordert. Jedenfalls bringt sie Cell in der Savuti-Lodge unter, wo sie besser hinpassen! Also wird das Camp morgen abgebrochen und nach Maun zurück spediert.
Die Crew ist immer sehr freundlich, fröhlich und hilfsbereit, vor allem Peggy-Sue die kompetente und konsequente Campleiterin. Sie begrüsst uns täglich, perfekt gestyled, zum Abendessen und präsentiert das Menue wie im Gourmet-Restaurant. Auf Wunsch trägt sie uns mit guter Stimme auch den Song "Peggy-Sue" (von Buddy Holly) vor, nach dem sie getauft sei.
Peggy-Sue hat 2 Töchter und einen Sohn (4, 8 und 14 jährig) die bei ihrer Mutter in Maun wohnen, während sie die Familie als Campmanagerin und Tourismusagentin ernährt. Männer sind offenbar auch hier, wie oft in Afrika, weder gegenwärtig noch unentbehrlich.
Cell lebt in Kasane und hat eine Tochter (demnach auch mindestens eine Frau), er ist befreundet oder jedenfalls bekannt mit fast allen Touroperators und Guides der Region und rät uns, das nächste Mal direkt und günstiger zu buchen.
Kim und Leonard sind unbesorgte Twens, die sich auf den ersten Schritten zur Tourismus-Laufbahn zu bewähren haben.
Wir werden nach Strich und Faden verwöhnt!

29. - 31.09.2010 Moremi Game Reserve, Khwai River Region

Cell muss den Landcruiser nach Khwai fahren und unserem neuen Guide übergeben, dessen Fahrzeug scheint nach Beurteilung des Tamog-Chefs für uns nicht gut genug zu sein, es verfüge leider über keinen Fridge für unsere Getränke!
Der Flug nach Khwai dauert 25 Minuten, Abflug 10:10. Die Landschaft ist etwas abwechslungsreicher. Zuerst geniessen wir noch einmal einen Überblick über Savuti, dann erscheinen in Richtung Südwest immer mehr Grün und mehr Wasserflächen. Wenig Wind, deshalb tieferer Flug, 800 Fuss. Wir orten Elefanten an Flussufern.

Kenny, unser neuer Guide, erwartet uns noch mit dem "alten" Fahrzeug und führt uns in einer Stunde über Khwai-Village und Moremi North Gate (mit den oft abgelichteten Brücken) zu unserem Camp gleich nebenan. Es liegt direkt am Khwai-Ufer, ruhig bis auf das Grunzen der Hippos und das Schreien der Grün-Meerkatzen (Vervet Monkeys), im Schatten von Mopane und Regenbäumen (Kalahari Apple-Leaf Tree oder Raintree). Dort erwarten uns Benjamin, der sehr gute Koch und Syd, sein Helfer.
Für die erste Safari warten wir bis Cell um 16:00 mit dem gewohnten Landcruiser eintrifft; Peggy-Sue, die sich noch einmal herzlich von uns verabschieden will, begleitet ihn. Sie wird sich auch der Gerüchte um unsere übernächste Station, Oddballs, annehmen, nach denen eine Landung wegen zu hohem Wasserstand nicht möglich sei, was sich eigentlich niemand vorstellen kann. Wir dürfen gelegentlich eine Funkmeldung von ihr erwarten.

Von 17:00 bis 18:30 erhalten wir dann einen ersten Überblick über unser neues Revier innerhalb der zum Okavango-Delta gehörenden Moremi Game Reserve (5'000 km2).
Erster Eindruck: weniger Säugetiere, sehr viele Elefantenschäden, viele Vögel und Wasservögel in den Sümpfen und Schwemmgebieten, beschränkte Verbindungswege mit Schlaglöchern und tiefen Fahrspuren wegen der ausserordentlich lang anhaltenden Hochwasser in diesem Jahr. Eigentlich herrschte jetzt schon Trockenzeit.

Im weiteren Verlauf unseres Aufenthalts erleben wir nun kürzere
Safaris als in Savuti, etwa 07:00-11:00 und 16:00 -18:30. Dies ist darauf zurück zu führen, dass unsere lieben Jungs leider etwas bequeme Chaoten sind und eine Managerin wie Peggy-Sue fehlt! Die Mittagspause könnte im Interesse der Gäste um gut eine Stunde verkürzt werden.
Beobachtete Tiere: Moorantilopen (Letchwe) in grossen Herden. Zu ihrem Schutz vor Raubtieren leben sie stets im knietiefen Wasser oder auf kleinen Inseln. Elefanten, Löwen, Impala, Honigdachse, Mangusten, Hippos (nur im Wasser).
Vögel: ungefähr die bisher Beobachteten und im Speziellen riesige Hornraben, grosse Sporngänse (Spur-winged Goose), Sattel Störche, Jacana, Trauerdrongo (Fork-tailed Drongo), Widenhopf (Hoopoe), Spornkuckucks (Senegal Coucal), Adler.
Flora und Landschaft: Sehr hohe Bäume, insbesondere Mopane und Regenbäume, Kameldorn, Büffeldorn und weitere Akazien, wilde Salbei-Felder, Riet und Pampasgras, ruhige Gewässer.

Crew und Camp: Eine Chefin fehlt! Das Team meint es gut mit uns, funktioniert aber nur sehr schleppend, lieb und nett aber nicht echt engagiert. Keine Dienstbarkeits-Initiative, kein Programm, kein Tagesablauf. Wir müssen laufend nach allem fragen (nächste Essenszeit, nächste Safarizeit, Fahrtpausen, Duschwasser, Händewaschwasser, Petroleumlampe und, und …). Der Esstisch wird erst Stunden später abgeräumt, was allerlei Viecher anzieht. Wir machen immer wieder, einvernehmlich, Fixzeiten ab, aber keiner trägt eine Uhr. Normalerweise verspätet sich alles bis zu unserem Ermahnen. Oh Afrika! Wir sind die einzigen Gäste, es sollte also nicht so schwierig sein.
Das Camp ist erst am Morgen unserer Ankunft aufgebaut worden, es wird auch samt Personal mit uns nach Xakanaxa weiterziehen; also keine Aussicht auf Personalwechsel. Für das Team sind dies Ferien nach ihrem eigenen Rhythmus. WENN man sie allerdings um etwas bittet, sind sie sehr freundlich und sofort zur Stelle.
Die Konversation mit Kenny (ca. 35), dem Guide und Chef des Camps, ist nicht einfach. Er hat keine Grundschule besuchen können, hat Lesen und Schreiben erst in der Guide-Ausbildung gelernt. Ist im Panhandle des Okavango-Deltas unter harten und einfachsten Verhältnissen aufgewachsen.
Spricht ein etwas holperiges Englisch, was durch das Fehlen der Hälfte seiner Zähne nicht erleichtert wird. Trotz dieser Hindernisse hat er es zum Guide und Wilderness-Ranger gebracht, mit viel Ehrgeiz und immensen Kenntnissen über die lokale Umgebung und das praktische Leben damit und darin. Alle Achtung! Als ausgezeichneter Tracker und Spotter ist er sehr stolz und happy über jeden Erfolg, aber auch überaus empfindlich gegenüber unseren gelegentlichen Treffern und unserem Wissen. Wir müssen stets äusserst zurückhaltend agieren. Leider ist er nicht konsequent und setzt sich als Chef nicht durch.
Wir haben uns, wohl wissend und mit einiger Erfahrung, ganz und sehr tolerant auf Afrika eingestellt aber irgendwo gibt es gegenüber bezahlenden Gästen doch auch Grenzen?

01. - 03.10.2010 Moremi Game Reserve, Xakanaxa Region

Tagwache 06:45, Frühstück, Packen, Camp abbrechen und Verladen (durch Team und in kürzester Zeit), Abfahrt 08:45 nach Xakanaxa. Zwischendurch Holz sammeln für Küche und Lagerfeuer. Ankunft 12:00.
Die Campsite liegt in totaler Einsamkeit, mitten in den riesigen Schwemmebenen jenseits der Fourthbridge unter einem grossen Leberwurstbaum (Sausage Tree).
Die Boys stellen auf und richten ein, das machen sie offenbar gerne und entsprechend auch schnell und gründlich.

Wir fahren täglich zweimal mit Kenny auf Safari.
Landschaft: Wälder mit hohen Bäumen: Feigenahorn (Sycamore Fig), Ebenholzbaum (Jackalberry Tree bzw. African Ebony), Fieberbeeren Baum, Ahnenbaum (Leadwood, dessen bleischweres und steinhartes Holz auch im trockenen Zustand eine bedeutend höhere Dichte als Wasser aufweist aber das beste und nachhaltigste Brennholz abgibt), Mopane, Leberwurstbaum, Regenbaum, Marula (aus dessen Früchten der herrliche Amarula-Likör gewonnen wird), Schirm- und weitere Akazien. Wunderschöne Ebenen von weich wogenden, goldenen Savannengräsern, mit Riet, Pampasgras und Papyrus eingesäumte Lagunen, Seen und Sumpfgebiete. Besonders erwähnenswert ist auch die wilde Gegend zwischen Thirdbridge und Seconbridge mit ihren Palmenhainen. Die Fächerpalmen (Real fan palm oder Mokolane) tragen kugelförmige Früchte in Tennisballgrösse (Nahrung für Elefanten und Baboons) mit elfenbeinartigen Samenkernen, die gerne zu Schnitzereischmuck verarbeitet werden. Die Früchte der Wilden Dattelpalmen (Wild date palm oder Tsaro) - etwas kleiner als kultivierte Datteln - werden von Tieren, Vögeln und Menschen gegessen. Aus den Stämmen beider Palmen wird Palmwein gewonnen; die Blätter dienen der Herstellung von Körben und Matten.
Übrigens ist das Befahren der erwähnten und weiterer Brücken - sofern überhaupt noch möglich - ein besonderes und oft nasses Abenteuer.
Beobachtete Tiere: Löwenfamilien, Hippos (nur im Wasser), Monkeys, grosse Elefantenherden, verstörte und schreckhafte Elefantenbullen, Moorantilopen und Leierantilopen (Tsessebe), Kudus, Giraffen, Streifen-Gnus, Zebras, kleine Nager, Leoparden-, Geparden- und Buffalospuren.
Vögel: Waffenkiebitz-Paar mit drei winzigen Kücken (Blacksmith Plover), Stelzenläufer (Blacksided Stilt), Graulärmvögel (Grey Lourie oder Go-away Bird), Glanzhauben Turakos (Purple-crested Lourie), Spornkuckucks, Strichelracken, Gabelracken, Rotbauchwürger, Elsternwürger, verschiedene Eisvögel (Kingfishers), Schwalben (Swallows), Lärchen (Larks), Rötel und Drosseln (Robins und Thrushs), Spechte (Woodpeckers), Eulen (Owls), Adler (Eagles), Geier (Vultures), Habichte (Hawks), Reiher (Herons), Störche, Bienenfresser (Bee-eaters), Weber (Weavers), Glanzstare (Glossy Starlings), Sporngänse, Enten, Taucher (Grebes), Grallen, Rallen und Hühner (Flufftails, Crakes und Hens), Schnepfen und Pfeifer (Snipes und Plovers), Blaustirn Blatthühnchen, Riesentrappen - die schwersten flugfähigen Vögel der Welt -, Gackeltrappen, Wachteln und Frankolins (Quails und Francolins), Perlhühner, Strausse. Dazu, wie überall, sehr viele Tauben und Kleinvögel. Erstere reissen mit ihrem Gurren hier wie überall auf der Welt am Nerv, Letztere sind oftmals so nervös und schnell, dass sie kaum zuzuordnen sind.

Ein spezielles Abenteuer beschert und die Bootsfahrt auf der Xakanaxa-Lagune. Keiner weiss für welche Tour wir gebucht sind, eine oder zwei Stunden, halbtags oder ganztags. Letzteres ist schon mal ausgeschlossen, weil uns Kenny auf dem zweifellos sehr interessanten Umweg über Thirdbridge erst um 10:30 anliefert. Nach langem Funkverkehr mit und zwischen den Guides und ihren Managern so wie den beteiligten Tourist Agents fällt plötzlich der Entscheid: ganzer Tag. Wunderbar!
Wir packen unsere Kameras, Hüte, Sonnenbrillen und -schutzmittel, der Bootsführer schnappt sich 2 Kanister Treibstoff, Kenny schleppt eine Icebox mit Lunchpacks und Getränken herbei. Wir überreden ihn zum Mitfahren und legen endlich ab.
Ruhig gleiten wir den rietbewachsenen Ufern entlang in die grosse Lagune und beobachten Wasservögel, Frösche, Spinnen, Blumen, Papyrus, Pampasgras und kleine Inseln bis uns enormes Motorengeheul aus dem Traum reisst. Zwei Kollegen des Bootsführers überbringen uns mit ihrem Rennboot die neuesten Nachrichten zu unserer Safari: Wir müssen SOFORT zurück, die gültige Buchung laute auf eine Stunde und diese sei bereits abgelaufen. Wir nehmen das einigermassen gelassen zur Kenntnis und wenden uns gemächlich dem nächsten Hippo-Kanal zu, "schliesslich müssten wir ja auch noch lunchen und dies sei bestimmt nicht anzurechnen" entscheiden unsere Guides. Die beiden Überbringer schliessen sich dieser Interpretation und uns gerne an, "im übrigen hätten sie von frischen Leopardspuren am Ufer von Letchwe-Island gehört, die unbedingt verfolgt werden müssten, und ein solches Gerücht sei auf jeden Fall vor Ort zu klären." Also fahren wir nach Norden, durch wunderschöne Papyrus-Pools, während die Boys mit dem Schnellboot rekognoszieren und uns aus der Ferne einweisen.
Fazit: Mit den Leoparden war's dann nichts. Zum Trost haben wir in Ruhe Lunch gegessen und sind gemütlich zum Startplatz zurückgefahren. Etwa 2 ½ Stunden hat die Odyssee gedauert. Es hat sich niemand daran gestört. Auch nicht an der Tatsache, dass zwei zusätzliche Personen fast zwei Stunden lang zwei durstige Aussenboder haben Vollgas laufen lassen. Uns hat es behagt obwohl die Erkundung der Xakanaxa-Lagoon im Vergleich mit Pirschfahrten im Caprivi, auf dem Kwando, dem Zambezi, dem Chobe oder - wie wir später feststellen - im Zentrum des Okavango-Deltas niemals mithalten kann.

Eines Nachts überraschen und erschrecken uns grosse Elefantenherden. Zwischen Mitternacht und 04:00 früh ziehen nacheinander zahlreiche Grossfamilien fast lautlos, 12 Meter an unserem Zelt und lediglich 2 Meter an jenem der Küchenmannschaft vorbei. Nur die tief grollende Kommunikation zwischen den Leitkühen und ihren Aufseherinnen ist wahrnehmbar bevor sie direkt vor unserem Camp in den Sumpf wechseln. Platsch, platsch, platsch! und übermütiges Trompeten der verspielten Teenager ersetzen unseren Schlaf endgültig. Guide, Mannschaft und wir beide einigen uns auf eine Schätzung von mindestens 300 Elefanten. Stärkster Eindruck in
Xakanaxa!

04. - 06.09.2010 Okavango-Delta, Odballs Enclave und Chiefs Island

Frühstücksgespräch mit Mock, dem Manager von Tamog. Er hat sich schon sehr früh in Maun auf den Weg hierher gemacht um sich für das gestrige Missverständnis mit der Bootspirsch auf der Xakanaxa-Lagune zu entschuldigen und unsere Meinung zu seinem Unternehmen zu erfahren. Wir fühlen uns geehrt und geben bereitwillig Auskunft und einige
Tipps zur Verbesserung der ganz generell ausgezeichneten Dienstleistung von Tamog gegenüber ihren Gästen. Das Gespräch ist sehr angenehm und fruchtbar, wir erfahren viel und tauschen uns aus über Afrika, Botswana, Tourismus, Politik, Ziele, Zukunft, Sozialprodukt, Volk und Natur.
Die Fahrt zum Airstrip gibt uns Gelegenheit, uns von vielen Elefanten und einem grösseren Löwenrudel zu verabschieden. Der eindrückliche Tiefflug nach Oddballs dauert nur rund 20 Minuten. Wir nutzen die Gelegenheit schöne Fotos und Videos zu schiessen. Von überschwemmten Airstrips keine Spur.

Um 11:30 heisst uns die
Oddballs Enclave Camp-Crew willkommen. MD, der Manager, und KG, unser persönlicher Guide, führen uns in ihre Routine ein. Die Initialen als Rufnamen stehen für die für uns unaussprechlichen Tswana-Taufnamen der Mitarbeiter. 14:30 ist Lunchtime. Bis dahin richten wir uns im sehr komfortablen und blitzsauberen, zusätzlich fix überdeckten Safarizelt ein. (HJ hat seine Schlüssel wieder gefunden!) Es ist mitsamt einem separaten "Openair-Badezimmer" auf einer Holzplattform errichtet, die ihrerseits auf Pfählen im Schilfgürtel ruht. Zu jedem Zelt gehört ein eigener kleiner Veranda-Sitzplatz mit Blick auf die hinreissend schöne Gras/Wasser-Landschaft des Deltas. Oddballs Enclave bietet höchstens fünf Gästepaaren Unterkunft. Auch die gemeinsamen Campeinrichtungen wie Lobby, Bar, Esstisch und Aussichtsplattform sind auf dieselbe Weise konstruiert und sehr einladend gestaltet.
Zum Lunch finden sich jeweils alle Gäste mit ihren Guides und dem Campmanager an einem einzigen langen Tisch ein. Leichte, frische Kost und interessante Pirschberichte und Reiseerlebnisse bilden hier den Gegenstand. Unter den heutigen Tischgefährten finden wir sofort einen guten Draht zu Mike und seiner Ehefrau Chris. Mike, in seiner Haupttätigkeit Mediziner, ist als Selbstfahrer auf mehreren Reisen in die Wildnis-Reservate dieser Welt auch zum HiTec-Freak in Sachen Foto, Film, Computer, Kommunikation und Navigation geworden. Chris scheint uns Expertin im Artenbestimmen zu sein. Die beiden haben ihren eigenen Landcruiser-Camper in Ondekaremba bei Windhoek (Namibia) stationiert, wo wir auch schon Gastrecht hatten. Auf unserer überschneidenden Wellenlänge entwickeln sich in der Folge interessante Gespräche.
16:00, Start im Mokoro (zweiplätziger Einbaum) mit KG als Wildlife Guide und Poler (Fahrer des Bootes). Wunderschöne Gegend im Wasser, still entlang der überschwemmten Hippo- und Elefanten-Trampelpfade gleitend. Ruhe, Frieden, Natur pur!
Während der Fuss-Pirsch auf einer kleinen Insel begegnen wir Reihern, Pavianen und Impalas, ebenerdig und in kürzestem Abstand.
Die ganze Gesellschaft trifft sich wieder um 19:30, zum Apéro, Dinner und Erlebnisaustausch.

Der Oddballs-Tag beginnt um 06:00. Nach der Schnelltoilette gibt's frischen Filterkaffee und herrliche Muffins. Dann Abfahrt im Mokoro zur Fusspirsch, jeweils auf einer anderen Insel. Grosses Frühstück nach der Rückkehr um 10:30, Lunch um 14:30, 16:00 Safari, 19:30 Nachtessen. Die Küche ist ausgezeichnet. Tee, Kaffee und Getränke stehen jederzeit bereit.

Beobachtete Tiere: Baboons, Elefanten, Kudu, Impala, Warthog, Zebra, Giraffen und sogar Löwen. Die Tiere lassen sich aus nächster Nähe beschauen, wenn wir uns im Aufwind annähern. Dafür sorgt unser - unbewaffneter - Guide unter anderem mit grossräumigen Umgehungen. Sobald sie uns in die Nase kriegen, flüchten sie. Kriechtiere bekommen wir nicht zu Gesicht obwohl das Revier auch die Heimat vieler Schlangen - vor allem Schwarzer Mambas - sein soll. Wenn aber KG, der hier aufgewachsen ist, in den letzten 20 Jahren höchstens ein Dutzend dieser "Killer" gesehen haben will, können wir es ruhig dabei belassen.
Vögel: Sie scheinen hier etwas weniger heimisch zu sein; wir sehen vor allem Schreiseeadler, Schlangenadler, Reiher, Gänse, Eisvögel und Würger. Neu dazu kommen immerhin Klunker-Kraniche (Wattled Crane) und der Angola Schmetterlingsfink (Blue Waxbill).
Pflanzen: Jackalberry Tree oder African Ebony, Sausage Tree und Mangosteen Tree. Diese drei Bäume eignen sich besonders zum Bau von Mokoros. Früher wurden sie fast ausschliesslich aus African Ebony geschnitten, diese Boote haben allerdings nur eine mittlere Lebensdauer von fünf Jahren. Aus ökologischen Gründen - immerhin braucht es einen ganzen Baum zur Herstellung eines einzigen Boots - werden heute im Tourismusgeschäft allgemein Glasfaser-Mokoros verwendet. Die einheimischen Fischer und auch das Oddballs Enclave Camp stellen ihre Mokoros noch aus dem Sausage Tree her, damit erreichen sie eine Lebensdauer von 15 und mehr Jahren. Vom Mangosteen Tree wird, trotz noch grösserer Härte und Dichtigkeit eher Abstand genommen, denn er trägt reichlich süsse Früchte von vorzüglicher Nährkraft (nicht zu verwechseln mit Mango). Dann sehen wir Baobabs, Apple-Leaf, Leadwood, Akazien, Sumpf- und Wasserpflanzen, Pampasgras, Day Lillies, Vlei-Ink Flowers, wilden Lavendel, Wilde Salbei, Snake Poison Apples die von den Schwarzen Mambas und anderen Schlangen nach einem Biss gefressen werden um die Giftproduktion schnell wieder anzuregen. Der Saft dieser Frucht hilft aber auch den Opfern: Über eine Bisswunde geträufelt, soll er die Überlebensdauer eines Menschen um bis zu 48 Stunden verlängern können.
Auf den Mokorofahrten begegnen uns Libellen, buntfarbige Frösche von der Grösse eines Daumennagels, Schmetterlinge, Mücken, Spinnen, reiche Sumpf- und Wasserflora und die mächtigen Tropenholzbäume auf den umliegenden Inseln.

Das Dorf. Auf einer benachbarten kleinen Insel besuchen wir das 300-Seelen-Dorf unseres Guides: Die alten Menschen werden umsorgt von jüngeren Frauen, deren Männer in den wenigen Touristencamps dieser Inselwelt arbeiten. Auf dem kleinen Marktplatz werden uns kunsthandwerkliche Flechtarbeiten angeboten. Ältere, rüstige Männer bauen Mokoros nach überlieferter Art, mit antiquierten Werkzeugen. Dazu betreiben die Bewohner Gemüseanbau und Fischerei für den Eigenbedarf und für die Campküchen. Beim Bau der runden oder viereckigen Häuser haben die Einwohner eine raffinierte Klimatisierungs- und Stabilisierungstechnik entwickelt: sie integrieren die überall anfallenden Alu-Getränkedosen reihenweise, wie Bausteine, in das Mauerwerk aus Termitenzement. Der dreifache Nutzen: Isolation durch luftgefüllte Hohlräume, stabilere Wände und Entsorgung. KG ist sehr belesen und gut informiert, so ist denn sein durch Binsenwände abgeschirmtes Haus schnell erkennbar an Solarpanels und Satellitenschüssel. Stromversorgung gibt es keine. Das Wasser wird aus der glasklaren Lagune herbei getragen.
Die fröhlichen und sehr höflichen Menschen (Dumela Mma! Dumela Rra! …an jeder Ecke) hinterlassen bei uns den Eindruck glücklicher und zufriedener Menschen.

KG spricht sehr gut und deutlich Englisch, in vollständigen Sätzen, mit einem umfassenden Vokabular. Das unterscheidet ihn primär von seinen Kollegen, die ihm aber eher respektvoll als neidisch begegnen. Er wirkt intelligent und gebildet, hat gute (Tisch-) Manieren, ist sehr schlank und misst gut 185 cm. Er ist in diesem kleinen und sehr einfachen Inseldorf aufgewachsen und lebt dort auch immer noch. KG wird in seiner Umgebung "The Leopard-Man" genannt, weil er am schnellsten und am sichersten späht, Spuren liest und richtig interpretiert. Dabei ist er erst siebenundzwanzig. Da muss uns irgendetwas entgangen sein!
Das Rätsel löst sich während unserer letzten grossen Pirsch in einem interessanten Gespräch:
KG studierte dank eines Stipendiums Recht an der Universität. Nach vier Semestern musste er aus medizinischen Gründen aufgeben. Er litt unter Tuberkulose. Es folgten eineinhalb Jahre in Spitälern und schliesslich die "Entsorgung", das bedeutet: abgeschoben werden und vegetieren im Heimatdorf, dankbar sein für jede kleine Beschäftigung, für jedes freundliche Wort, für jede Unterstützung durch die Dorfgemeinschaft und warten auf das Lebensende.
Das war allerdings sein Ding nicht!
Eine Fortsetzung des Studiums kam nicht mehr in Frage. Seine Eltern sind inzwischen in die Stadt gezogen, um aus ihren bescheidenen Mitteln den beiden jüngeren Kindern eine gute Ausbildung zu sichern. Er besann sich seiner örtlichen Vertrautheit im Delta und meldete sich zu einem Fachlehrgang für professionelle Wildlife Rangers und Guides, wurde aufgenommen und erarbeitete seine staatlichen Lizenzen in kürzester Zeit.
Heute kann er sich nichts Schöneres vorstellen als das selbständige, einfache, glückliche Leben mit und in der Natur des
Okavango-Deltas.

07. - 09.09.2010 Central Kalahari, Deception Valley

Mit einer langen Mokorofahrt und Fusspirsch auf Chiefs Island schliessen wir unseren Aufenthalt im Delta ab. KG schippert uns mitsamt Gepäck noch um halb Oddballs rum bis ans Ende (oder den Anfang) des Airstrips, wo sich Manager, Guide und Personal des Camps herzlich von uns verabschieden.
Unsere Maschine startet um 13:15 auf den 50-minütigen Flug in die Central Kalahari, mit Landung auf der Piste der Deception Valley Lodge. Der Flug verläuft etwas unruhig. Das Klima und damit der Anblick von oben wechselt von grün-blau zu braun-rot, von feucht zu trocken.

Adriaan holt uns ab und entschuldigt sich zum voraus dafür, dass sich zu dieser Jahreszeit sehr wenig Tiere zeigen würden. Auf den vier Kilometern zur Lodge sehen wir jedoch bereits Kudus, Steenboks, Oryx, Bateleur und Geier.

Adriaan und Wanda führen die dreizehnjährige Lodge seit 5 Jahren. Beide um die vierzig, Afrikaander, natürlich, freundlich, hilfsbereit; er, erfahrener Wildlife Ranger und unbeirrbarer Outdoor-Mensch, legt überall Hand an, gemütlich; sie, etwas bleich - scheint uns - für das Leben in der Kalahari, zäh, zielbewusste Managerin, attraktiv.
Die Lodge ist vorzüglich unterhalten, in viktorianischer und Safari-Tradition möbliert und dekoriert (z.B. alte Tischplatte aus Tropenholzschwellen > 1 t schwer oder Kronleuchter aus Straussen-Eierschalen), einsam und ruhig inmitten der dazu gehörenden 160 km2 private game reserve. Die Infrastruktur besteht aus einigen zentralen Gebäuden mit Lounge, Küche, Bar, Ess- und Aufenthaltsräumen, Pool, Curio-Shop und Veranda mit Sicht auf ein belebtes Waterhole, sowie sechs sogenannten Chalets mit sehr komfortabler Einrichtung - Wohnzimmer, Badezimmer, Outdoor-Dusche, Schlafzimmer, Veranda - die über Holzstege mit den Gemeinschaftsräumen verbunden sind. Nach den Camps fühlen wir uns hier wie in einer kleinen Villa und sind übrigens im Moment die einzigen Gäste. Am zweiten Tag stossen Franz und Ruth, ein sehr sympathisches Paar aus der Schweiz dazu und bringen so den Forschertrupp mit Ranger und Tracker auf ein verschworenes "Sixpack" mit Tatendrang und Jagdfieber.

Der Tagesablauf: 06:00 Tagwache, 06:30 Kaffee/Tee, Rusks (die wir regelmässig mit Yellow Hornbills teilen müssen), dann Safari, 11:00 reichhaltiger Brunch, 16:00 Tea, wieder Safari bis ca. 19:30, inklusive "off-road" und Nachtfahrt, was eben nur auf privatem Gelände möglich ist. Ab 20:00 üppiges, sehr gutes und gepflegtes Mehrgang-Nachtessen mit Spitzenweinen auf der Veranda, nahe beim Lagerfeuer, wo sich regelmässig auch zwei Stachelschweine um ihre Küchenreste-Ration streiten.

Die Safaris sind sehr gut geführt und kommentiert. Mit Bushman Jappa als Tracker auf dem Spähersitz und Adriaan am Steuer des Landcruiser-Benziners (läuft viel ruhiger als Diesel) über all die gut unterhaltenen Wege, die höchstens durch drei Fahrzeuge genutzt werden und mit der Option, jederzeit auch querfeldein zu pirschen, finden wir so ziemlich alles, was auf dem sandigen Grund Spuren hinterlässt.
Die Temperaturen bewegen sich zwischen 8-10° um 07:00, 35° um 16:00 und 25° um 20:00. Kühler Wind aus Nordwest. Der Himmel ist wolkenlos bis zum letzten Tag, als der Wind etwas dreht und sich Wolken und Rauch entfernter Bushbrände im Makgadikgadi National Park einmischen.
Flora und Landschaft: Akazien in vielen Varianten, teilweise blühend in verschiedenen Pastellfarben, Purple-pods und weitere Flügelsamen-gewächse, Dornbusch, Kalaharigras, Sandgrund. Die Kalahari ist in dieser Gegend mit Tälern durchzogen und deshalb erstaunlich hügelig. Grosse Grundwasserreserven sorgen für Immergrün entlang der ausgetrockneten Flüsse.
Beobachtete Tiere: Zwei schüchterne Löwinnen mit je 3 Jungen, vier bzw. sechs Monate alt, vollgefressen, weitab von der Piste im dichten Dornenbusch versteckt. Einen veritablen "Lyon King" finden wir nachts um 22:00 ganz nahe der Lodge, nachdem wir ihn einen ganzen Tag lang brüllen gehört und gesucht haben. Vielleicht erobert er sich gerade die neue Herrschaft über das Gebiet. Das würde auch die Furcht und das Versteck der beiden Löwenmütter erklären, deren Babies dem neuen Herrscher gnadenlos zum Opfer fallen würden. Spuren von Löwen, Leoparden, Braun- und Tüpfelhyänen. Kudus, Steenboks, Ducker (Duiker), Honigdachse, Mangusten, Erdhörnchen (Ground Squirrel), Giraffen und Oryx.
Vögel: Viele Raubvögel, wie Bateleurs, eine Vielfalt von Adlern und Geiern, Eulen, Habichte, Bussarde und Falken. Trappen, Korhaans, Francolins, Ameisenschmätzer (Ant-eating Chat), Elsterndrossling (Pied Babbler), Würger, Weber, Rötel, Sänger, Lärchen, Hornschnäbel und Strausse.

Gegenwärtig wird das Revier von keinem leitenden Löwen beherrscht, da diese gelegentlich, als Räuber von leichter Beute, entweder von erbosten Rinderzüchtern aus der nördlichen Nachbarschaft abgeschossen werden oder, unter dem Veterinärzaun durch, in die Sicherheit der 50'000 km2 grossen, südlich angrenzenden, staatlichen Central Kalahari Game Reserve entfliehen.

Zwei San (Bushmen) führen uns anschaulich durch das Leben ihrer Vorfahren und machen kein Hehl daraus, dass sich dieses in den letzten zwanzig Jahren leider sehr stark verändert hat bzw. gar nicht mehr möglich ist.
Damals nomadisierten ihre Familien und Stämme noch durch die Kalahari und lebten auf einfachste Weise von natürlichen Ressourcen, wie ihre Ahnen während Jahrtausenden. Seither werden sie auf staatliches Geheiss hin "zivilisiert" und in Dörfern am Rand der Kalahari zwangsangesiedelt, mit ähnlichen Folgen wie sie von Indianern, Eskimos und Aborigines bekannt sind. In der Zentral Kalahari werden riesige Bodenschätze vermutet …
Unsere zwei, Jappa und Duma, fühlen sich den überlieferten Traditionen verpflichtet und lassen sie nicht aussterben. Sie tauschen ihre Trackerausrüstung gegen den traditionellen Lendenschurz, Jagdwaffen, Gehstock, Sammel- und Gerätesack aus und führen uns auf einer Wanderung in die
Kunst des Überlebens in der ariden Halbwüste ein.
Adriaan übersetzt die Erläuterungen zu ihrer Demonstration aus der klangvollen Sprache mit siebzehn! unterschiedlichen Klicklauten:
Herstellen und Gebrauch der Jagdwaffen, formen und härten der richtigen Hölzer für Bogen, Speere, Pfeile, Gehstöcke, Keulen, Haushaltgeräte und Grabwerkzeuge; Fallen stellen; ausglühen von Erzen zum Herstellen von Eisen; zurechtschleifen oder schmieden von Messern, Haken, Spitzen; gewinnen und einsetzen von Gift für die Jagd; nähen mit Nadeln aus Akaziendornen und Faden aus Gazellendärmen; sammeln, zubereiten und haltbar aufbewahren von Lebensmitteln, Pflanzen- und Wurzelsäften; anlegen von Trinkwasser-Depots in vergrabenen Strausseneiern; Fellsäcke schneidern aus Springbok- oder Steenbok-Leder zum Aufbewahren ihrer Habseligkeiten und natürlich Feuer machen.
"Überlebenstraining" als Lebensinhalt!

10. - 13.09.2010 Boteti River, Makgadikgadi Pans National Park

Letzte Safari mit Adriaan, Jappa, Franz und Ruth. Letztes Suchen und Beobachten der Löwenfamilie, sie ist noch intakt und von einem frisch erlegten Oryx gut genährt. Der Lyon King hat (noch) nicht zugeschlagen. Eine grosse Gnuherde zeigt sich beim Airstrip, wir fahren ihn zweimal ab um die Landung unserer Maschine zu sichern. Der Abschied von dieser prächtigen Region und ihren Menschen fällt schwer.

Um 12:15 Abflug nach Maun, Dauer 25 Minuten, heisser Boden und feuchte Luft, der einzige Tag mit Bewölkung, also ziemlich bumpig. KB vom Meno a Kwena Tented Camp, ein kräftiger, fröhlicher Typ, dessen Redeschwalle stotternd und schwer verständlich über einen herfallen, holt uns am Maun International Airport ab. Vor der Weiterfahrt versenden wir einige SMS an Verwandte und Freunde, als erstes Lebenszeichen seit Beginn unserer Reise. Zuvor gab's nirgends Verbindung.
In einem grossen etwas vernachlässigten 4WD-Kombi bringt uns KB in zwei Stunden zum Camp, das im Stil der berühmten Hollywood-Safaris im Kenia der 1930er-Jahre dekoriert und auf die Klippen über dem etwa 20 Meter tiefer dahin fliessenden Boteti-River geklebt ist.
Der River führt, nach einem Unterbruch von fast 20 Jahren, erst seit 2008 wieder Wasser, das er als Überlauf aus dem Okavango-Delta bezieht und in die grossen Salzpfannen leitet wo es schliesslich verdunstet. Von alters her ziehen sehr grosse Zebra- und Elefantenherden dem Boteti entlang zu neuen Futterplätzen, da sein Flussbett auch in langen Trockenzeiten immer etwas Grundwasser frei gibt. Diese Migrationspfade werden heute durch Veterinär- und Wildzäune leider sehr beeinträchtigt, dennoch lassen sich über den Klippenrand in der darunter liegenden Arena regelmässig bedeutende Herden beobachten.
Nach einer kurzen Einführung in das Leben im Camp geniessen wir erst eine Outdoor-Dusche, trinken Tee, richten uns im wirklich sehr komfortablen Zelt häuslich ein und erfreuen uns der wunderbaren
Aussicht über den breit und gemächlich dahin fliessenden Boteti in das gegenüber liegende Plateau des Makgadikgadi National Parks.

Das Camp wird seinem Ruf leider nicht vollauf gerecht. Alles ist etwas vernachlässigt, Tiefsand überall, auch zwischen Schlafzelt und Toilette und Dusche. Hier sollten dringend Steinplatten ausgelegt werden, der ganze Sand landet letztlich im Zelt, in Schuhen und Kleidern oder gar im Bett. Auch auf Unterhalt wird offensichtlich nicht genügend Wert gelegt. Fehlt es an Investitionen oder an Respekt gegenüber der reichlich bezahlenden Kundschaft? Oder etwa an den Führungsqualitäten des etwas verträumt wirkenden, oft anderweitig engagierten Chefs?
Jedenfalls können die gesammelten Antiquitäten allein die Mängel nicht überdecken.
Auch die Küche kann im Vergleich mit dem uns bisher vertraut gewordenen Botswana geschmacklich und qualitativ nicht mithalten, obwohl hier sehr viel bessere infrastrukturelle Voraussetzungen gegeben wären als etwa in den mobilen Bushcamps. So bietet beispielsweise das sogenannte grosse Frühstück lediglich faden Porridge als einzige Warmspeise.
Mit Tagesprogramm und Aktivitätenangebot scheint sich auch keiner ernsthaft zu befassen.
Safari: zu Fuss oder Game Drive? im Campgelände oder im National Park? vormittags oder nachmittags? jetzt oder etwas später? heute oder morgen?... Vermutlich nach Gutdünken des Guides!
Max, der scheinbar einzige Guide, scheint zwar einiges zu wissen, sitzt aber lieber herum, scherzt mit den fleissig arbeitenden Frauen, klopft Sprüche und kokettiert mit den Amerikanern.
Als Guide einer Fuss-Safari liefert er nicht gerade interessante, dafür sehr einfache Erklärungen, allerdings ohne zuvor die Gruppe aufschliessen zu lassen, so dass seine Elaborate oft ungehört verpuffen.
Auf dem game drive glänzt Max auch nicht. Er fährt nicht sehr gut, hält nur da an wo ER will, stoppt auf Wunsch der Gäste nicht schnell genug (wenn überhaupt), erspäht nicht sehr viel, die Gäste sind oft schneller und aufmerksamer, gibt kaum Hinweise und Erklärungen, fährt weiter ohne Ankündigung, wenn die Gäste noch fotografieren oder filmen. In Sachen Guide hält er mit grossem Abstand den Negativrekord dieser Reise.
Flora und Landschaft: grosse, kräftige Bäume, Akazien, lila blühende Kalahari Apple Leafs, Dornbusch. Saftiges Grün in den Uferregionen. Trocken braun und dürr im Hinterland. Ein schöner Mix zwischen Okavango-Delta und Kalahari.
Beobachtete Tiere: Elefanten, Löwen, Zebras, Kudus, Gnus, Hippos. Viele Tiere in grossen Gruppen an den Tränken. Geier, Reiher, Enten, Gänse.
"Beobachtete" Gäste: eine nette Deutsche Familie mit Sohn und Schwiegertochter, überhebliche und bestimmt allwissende Selbstfahrer-Amerikaner, eine hysterische Weltenbummlerin mittleren Alters, sympathisch einfache Engländer und die fröhlichen, kurzweiligen Gesprächspartner Stefan und Marianne aus der Schweiz. Sie sind im Toyota HiLux mit Dachzelt, aus Windhoek unterwegs und wollen weiter nach Kubu Island und durch die Pans nach Norden; mit ihrer grossen Erfahrung dürfte dies wohl auch gut gelingen. Eine Planungsidee, die wir nicht vergessen sollten.

Am letzten Abend ergibt sich dann die Gelegenheit zu einem persönlichen Gespräch mit David, dem Chef und Mitbesitzer. Die Probleme mit Meno a Kwena sind bekannt, die Ausbaupläne ziemlich klar und ab 2011 terminiert. Verschiedene Gründe mussten zu einer neuen Strategie führen. Die Nähe zur schnell anwachsenden Touristikmetropole Maun, die asphaltierten, das Gebiet und die Migrationspfade durchschneidenden Schnellstrassen und Zäune aber auch der neuerdings fliessende Boteti, der den vormals direkten Zugang zum Nationalpark abschneidet und zu einem einstündigen Umweg zwingt, führen dazu, dass sich heute mehrheitlich selbstfahrende Eintags- und Durchgangsgäste einfinden die nicht mehr in das ursprüngliche Konzept passen. In enger Zusammenarbeit mit den Nationalparkbehörden sollen in Zukunft zur Hauptsache mehrtägige Safariprogramme unter professioneller Führung, ohne Selbstfahrer, mit erleichterten, exklusiven Zufahrten zu den zahlreichen "Hotspots", insbesondere auch zu den etwas weiter entfernten Pans, der riesigen Region angeboten werden. Das Unternehmen ist also mitten im Umbruch. Auch die baulichen Verbesserungen am Camp sind eingeplant. Man darf hoffen!

Max fährt uns zurück nach Maun, wo wir den Rückflug über Johannesburg nach Zürich leider nicht verpassen. Das Durchchecken unseres Gepäcks von Maun bis Zürich funktioniert übrigens problemlos!

Gesamteindruck: Wir sind von Botswana begeistert!
Das Land liegt fast vollständig in der Kalahari. Was bei dieser Bezeichnung oftmals als Wüste verstanden wird, ist in Wirklichkeit ein fruchtbares Eden mit allen Facetten üppiger Flora und Fauna. Unsere Beurteilung kann sich jedoch nur auf die besuchten Landesteile im Norden, im Nordwesten und im geografischen Zentrum, also auf die oberflächlich und unterirdisch wasserreichsten Regionen des ganzen Landes beziehen; sie schliesst Wirtschaft und Politik generell aus.
Natur, Tiere und Wildnis haben Vorrang, danach richten sich die hier lebenden Menschen und sie tun dies bewusst, respektvoll und nachhaltig. Die Artenvielfalt ist erstaunlich. Die Mengen der Tiere und ihre Freiräume sind immens aber trotzdem durch Grenzen und Zäune in einigen Gegenden eingeschränkt. Das alte Thema: Mensch oder Tier? Zivilisation oder Natur? Der Überbestand bei den Elefanten ist auf die Dauer unhaltbar.
Ein Hartbelag-Strassennetz verbindet die bedeutenden Städte und Wirtschaftszentren. Die von uns besuchten Regionen sind durch Naturstrassen erschlossen, die zu einem grossen Teil tiefsandig, ausgefahren, felsig oder überschwemmt und deshalb am besten mit hochachsigen 4WD-Fahrzeugen zu befahren sind.
Bewohner, Touristikangestellte und Gäste scheinen einander gut zu verstehen und zu respektieren. Die Gründe dafür dürften vielseitig sein: Herzliche Gastfreundschaft, gute und fast flächendeckende Grundschulbildung, einheitliche Schriftsprache als obligatorisches Schulfach (Englisch), einheitliche Alltagssprache (Tswana), hohes Preis- und Qualitätsniveau im Tourismus, kein Massentourismus und unmerkliche Korruption und Kriminalität.
Noch gibt es viele Sehenswürdigkeiten die wir nicht erlebt haben. Lauter Gründe zum Wiederkommen!






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