Berger - Jegenstorf, Unsere Reisen


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Südafrika 2007

Unsere Reisen


Stürmischer Überflug von Zürich nach Kapstadt. Starke Turbulenzen ab Sahara bis ins Ziel. Andauerndes Bébé-Gekreische. (Warum müssen heute die bedauernswerten Säuglinge schon mit auf Safari?) Schlaf ist kaum möglich.

Landung 05:00. Die Mietwagenübernahme um 06:00 im Flughafen dauert bis 07:30. Grund: vorerst falsches Modell, dann falsche Ausrüstung, dann ungenügende Reifen. Endlich klappt es, trotz Fehlens jeglicher internationaler oder schweizerischer Fahrausweise. Diese halten sich in unserem Wagen zuhause in der Garage versteckt. Wir werden uns im Verkehr wohl etwas vorsichtig und sehr korrekt verhalten müssen!

Unsere erste Station in Kapstadt beziehungsweise in Hout Bay, im sehr empfehlenswerten, ruhigen Amblewood Guesthouse, finden wir eigentlich leicht und gerade rechtzeitig zum sonntäglichen Frühstück um 09:00. Die Gastgeber, Trevor und June, empfangen uns liebenswürdig und begegnen unserem Schlafmanko verständnisvoll. Das zugewiesene Zimmer ist zwar eiskalt aber heimelig und geräumig; ein Elektroofen und abends heisse Bettflaschen nach dem landesüblichen Portwein oder Brandy wirken Wunder. Wir bleiben für drei Nächte.
Mutig fahren wir gleich nach Kapstadt rein und ignorieren - so gut es eben geht - die uns von selbsternannten Experten in Europa eingetrichterten Bedenken vor Abgeschlagenheit und Kriminalität der andersfarbigen Bevölkerung. Eine geführte Stadtbesichtigung auf dem "open upper deck" des Busses, gutes Essen und Trinken, die Begegnung mit fröhlichen und freundlichen Akteuren jeglicher Couleur an der
Waterfront sowie ein spontanes Jazzkonzert für gealterte Art Blakey-Fans holen uns schnell in eine recht sorgenlose Wirklichkeit zurück.
Am zweiten Tag erleben wir wie prognostiziert "five seasons a day" bei einer sehr eindrucksvollen Cape Point Rundfahrt auf eigenen Rädern. Die kontrastreiche Gebirgslandschaft spricht uns trotz oder gerade wegen diesen unterschiedlichsten Witterungseinflüssen sehr an. Wale, Pinguine, Baboons (Bärenpaviane) und Dassies (Klippschliefer) bilden unseren Einstieg in die südafrikanische Tierwelt. Dichte Vegetation, Sumpflandschaften, bedrohende Klippen, solide Felsmassive, stürmische Brandung, halsbrecherische Strassenabschnitte zeigen uns Natur und Charakter des Landes auf. Den wunderschönen Tag beschliessen wir mit einem vorzüglichen Nachtessen im originellen, musealen Wharfside Grill in Hout Bay's Mariner Wharf.
Der dritte Tag verspricht ideales
Tafelbergwetter. Wir erleben den begehrten Ausblick von schönster Seite und lassen uns auch von der vielfältigen Blumen-, Pflanzen- und Vogelwelt auf der Tischplatte begeistern. Voller Enthusiasmus planen wir die morgige Weiterreise ins Weinland.

Stellenbosch - Franschhoek - Paarl, ein sehr schönes, geschichtsträchtiges Weinbau- und Landwirtschafts-gebiet, über sanfte Hügel und zwischen schroffe Gebirgsketten gebettet. Die Region erscheint einladend, wir erfahren sie über steile und enge Pässe wie den legendären Bainskloof Pass und über den Michell's Pass bis Ceres, wo wir uns schon mal mit Informationsmaterial für Kagga Kamma eindecken. Wolseley, Tulbagh, Hermon (mit der längsten, einbahnig geführten und langfristigsten Strassenbaustelle der Welt, wie uns Einheimische zynisch beteuern) und Wellington sind weitere Stationen. Die Degustation erlesener Weine und Ziegenkäse-Spezialitäten bei Fairview Wine Estate in Paarl, wo wir dank einer guten Beziehung durch die charmante Geschäftsführerin persönlich betreut werden, ist ein besonderes Erlebnis. Wir decken gleich unseren Eigenbedarf für kommende "self contained"-Aufenthalte.
Die Absteige für zwei Nächte,
Roggeland Country House bei Paarl, liegt elegant inmitten von Weinbergen und genügt hohen Ansprüchen. Die Zimmer - eigentlich fast Bungalows in echt kapholländischem Stil - sind vielleicht etwas kalt und dunkel in diesem Vorfrühling, dazu bereitet uns auch der ausgetretene Türspalt von mindestens Schlangendicke etwas Bedenken, die Küche jedoch trotzt zweifelsfrei jedem Vergleich.

Die Weiterreise vom Weinland in die
Swartruggens-Berge ist erst einmal ein echter Prüfstein für unseren normalen Toyota Corolla mit Handschaltung; er schlägt sich - wie auch auf dem Rest der Reise - trotz zahlreicher 4WD-Anforderungen ausgezeichnet und beweist gute Busch-Qualitäten.
In Kagga Kamma, Kagga Kamma Private Game Reserve, auf rund 1'300m Höhe, machen wir mit Fynbos, Wildlife, Safarifahrzeugen, Kälte, Kamin-feuern, Wolldecken, schneebedeckten Bergkuppen, freundlichem Personal und natürlich erneut mit gutem und sehr reichhaltigem Essen Bekanntschaft, kein Wunder sind die Einheimischen oftmals sehr gross und sehr, sehr schwer. Wir übernachten dreimal in einer gut ausgestatteten Felsgrotte.
Die Safaris beginnen um halb sieben bei Temperaturen um den Gefrierpunkt, Ski-Unterwäsche, Pullover, Kapuzen und Wolldecken sind ein Muss. Wir beobachten, nebst anderen Spezies, die vom Aussterben bedrohten oder mindestens sehr seltenen Bontebok (Buntbock), Eland (Riesen-Elenantilope) und Black Wildebeest (Weissschwanzgnu), bestaunen sechstausend jährige Felsmalereien der
San und unternehmen einsame, abenteuerliche Kletter-Wanderungen im nahen Canyon. Auch die erwachende Frühlingsflora, wenn auch nicht flächendeckend bis zum Horizont, bezaubert uns.

Zurück in der Talsohle und nach zahlreichen Passfahrten wählen wir die Weinstrasse - die Route 62 - um durch die Kleine Karoo nach Oudtshoorn zu gelangen, wo wir im gut gepflegten Federnpalast namens La Plume eines erfolgreichen Straussen-züchters in vierter Generation (und in neuerer Zeit auch Weinproduzenten) verwöhnt werden - ein Luxusaufenthalt mit Gourmetküche. Der rührige Besitzer (er erinnert uns ein wenig an Ernesto Bertarelli, Alinghi) führt uns am folgenden Tag persönlich durch sein höchst interessantes Unternehmen und setzt uns über die aktuelle und historisch-ökonomische Bedeutung der Straussenzucht ins Bild. In seinem eleganten 4WD fährt er uns mit Stolz zu den Gedenkstätten und Pionierwerken seiner Ahnen.
Wir wissen jetzt, dass der Hauptanteil der Straussenfedern heute an die grossen Automobilwerke geht. Peugeot und andere grosse Marken überschweben ihre Erzeugnisse vor dem Spritzen mit den statisch aufgeladenen Straussenfedern um die Karossen dadurch absolut staubfrei zu kriegen. Früher waren die weltberühmten Cabarets in Paris, Havanna und Las Vegas die Grossabnehmer. Und da in den vergangenen Jahren auch die Fleischpreise in den Keller gerutscht sind, wird der Weinbau immer wichtiger zur Kompensation der Ausfälle.

Die nächste Strecke führt nach Süden, via Robinsonpass und Mossel Bay an die etwas westlicher gelegene Boggoms Baai am Indischen Ozean, wo wir zwei Nächte bleiben. Die Sandpiper Guest Cottages ertragen ein ziemlich chaotisches Management, bieten aber gutes Catering sofern man nicht selber kochen will. Die Nächte verbringen wir immer noch in Kaminfeuer- und Bettflaschen-Romantik. Anderntags lassen wir uns auf einer Küstenwanderung entlang der Vlees Bay vom umfassenden Traditionswissen und der grossen Erfahrung unseres Guide begeistern. Willy - inzwischen schon selber ungefähr fünfundsechzig jährig - wurde als Kind von seiner Zulu-Grossmutter, der Stammes-Medizinfrau, in traditioneller Weise zum Wissensträger und Verantwortlichen für die geistige und körperliche Gesundheit seines Stammes bestimmt und durch sie selbst entsprechend erzogen und ausgebildet. Es gibt nicht viele Pflanzen, Blumen, Früchte und Sträucher an diesem Küstestrich, deren gute, heilende oder aber böse, vernichtende Wirkung uns Willy in seiner ruhigen, liebenswürdigen und fast demütigen Art nicht erklären könnte. Zudem singt er gerne und erfreut uns bei einem Rasthalt mit dem bekannten Click Song der Zulu.

In einer überlangen Etappe rasen wir dann via Knysna, mit kurzem Stopp für die Besichtigung der beeindruckenden "Heads" an der Lagunenmündung, entlang der Garden Route, durch die Wildernss- und Tsitsikamma National Parks nach Port Elizabeth und gleich noch hinauf zum nördlich gelegenen Zuurberg Mountain Inn, einer ruhigen parkähnlichen Höhenstation mit komfortabler Unterkunft in Rondavels, mit Prachtsaussicht und - fast schon selbstverständlich - sehr guter Küche. Von diesem erholsamen Mountainresort aus erforschen wir in Safarimanier, das heisst Landrover mit "Fahrer-Ranger-Guide-Tracker" und aufgereihten Gästesitzplätzen, den Addo Elephant National Park und schliessen nahe Freundschaft mit Elefantenfamilie, Blue Wildebeest (Streifengnu), Warthogs (Warzenschweinen), Caracal (Wüstenluchs), Kudus, dem langgesichtigen Hartebeest (Kuhantilope), Buffalos und zahlreichen weiteren Arten. Frische Löwenspuren verraten die Anwesenheit dieser Riesenkatzen, auf Sichtkontakt müssen wir aber noch verzichten. Ein faszinierender Wildpark, dessen Fläche von heute 145'000ha in den nächsten Jahren mehr als verdoppelt werden soll.

Unsere Reise führt nun in das weniger spektakuläre und eher düstere Grahamstown. The Cock House, Guesthouse und Restaurant, war einst Spitze und Treffpunkt für Stars und Staatsmänner; es macht heute unter neuem Management leider einen etwas heruntergewirtschafteten und schmuddeligen Eindruck. Wir bleiben für eine Nacht. Dann zurück in die aride, gebirgige Gegend der malerischen Kleinstadt Graaff-Reinet, am Rande der Grossen Karoo. Wir verbringen zwei Nächte im Drostdy Hotel in der Stadtmitte mit komfortablen, antik möblierten Bungalows, gepflegten Gärten und gutem Restaurant.
Graaff Reinet ist historisch bedeutsam, kurzzeitig als autonome Republik ausgerufen (1786 - 1796), kapholländische und viktorianische Architektur, sehr gepflegt und geschützt in einer 270°-Schlaufe des Sundays River gelegen. In der Umgebung besuchen wir die monumentalen Felsendome des Valley of Desolation mit einem herrlichen Ausblick über den gesamten Camdeboo National Park und tief in die Grosse Karoo. Die Game View Area am nahen Vanrynevelds Damm überrascht uns mit einer Premiere: Oryx.

Im Herzen der
Grossen Karoo, auf den schönen und gut ausgebauten Strassen vom Eastern Cape in den Free State, begegnen wir grossen Agavenpflanzungen mit vermutlich aus Mexiko hierher verirrten Tequila-Distillerien, dann endlosen Getreidefeldern, Gross-Siloanlagen, Rinderfarmen und zerklüfteten Tafelbergen abwechselnd mit unwirtlichen Busch- und Wüstenlandschaften, begleitet von heftigen Winden bis Sturmstärke. Hübsche Springböcke rennen mit uns um die Wette.
Kurz vor
Bloemfontein, unserem heutigen Ziel, wird der ganze Verkehr ohne Grundangabe von der N1 auf eine ziemlich weit östlich liegende Nebenstrasse umgeleitet. Unser gut memoriertes Einfahrtsbild in das komplexe Verkehrsgewühl der Provinzhauptstadt zur Abendrushhour wird gänzlich umgekrempelt - nach 450 Kilometern echt nervenaufreibend! Letztlich eskortiert uns eine fliegend angeheuerte Polizeistreife direkt vor das Protea Hotel, einem modernen Unternehmen mit üblichem Business-Standard. Nur noch Ruhe; morgen warten weitere 300 Kilometer!

Wir fahren über die prachtvolle Autobahn N8 in Richtung Lesotho bis zur Agrostadt Ladybrand. Dann entlang der Grenze des geheimnisvollen Gebirgs-Königreichs, nordöstlich, durch die Kornkammer Südafrikas in den Golden Gate Highlands National Park. Das Glen Reenen Restcamp ist gut ausgerüstete mit komfortablen Rondavels, self contained aber nur mit minimalen Einkaufsmöglichkeiten. Vorausschauend haben wir im Marktflecken Clarens noch einiges besorgt. Immerhin können wir einen Zapfenzieher ausleihen. Es geht unserem Kapwein an den Kragen.
Majestätische Felsformationen in leuchtenden Farben, vor allem in der Abendsonne, animieren zu abenteuerlichen Pirschfahrten und - wer will - Wanderungen (wir wollen nicht). Die Gegend eignet sich eben auch vorzüglich zum Unterbrechen, Ausruhen, Geist reinigen, Eindrücke verarbeiten, Tagebuch schreiben und Bergzebras beobachten.

Östlich geht's dann weiter in die majestätischen Drakensberge und damit in die Provinz beziehungsweise in das Integrierte Königreich Kwa Zulu Natal.
Vom Parkplatz auf 1'200m Höhe lassen wir uns per 4WD in die
Drakensberg Drifters Inn, im Stil einer SAC-Hütte mit guter Küche, auf ca. 1'700m Höhe hieven und verbringen da unter einfachsten aber sehr geselligen Verhältnissen zwei kurzweilige Tage beim Bergwandern in dieser majestätischen Naturarena. Das Übergewicht der Bergschuhe hat sich gelohnt. Ähnlich wie in Kagga Kamma finden wir auch hier San-Felsmalereien und sichten Elands aus allernächster Nähe; mit bis zu einer Tonne Gewicht sind sie Afrikas grösste Antilopen und krönen ihre stolzen Häupter mit wunderschönen Spiralhörnern. Sonja hat auch ein gutes Auge für fallen gelassene oder im Abwehrkampf verlorene Stachelschwein-Nadeln, ein schönes Andenken.

Auf dem terrassenartig abfallenden Weg durch imposante Landschaften zum Indischen Ozean machen wir in der Hauptstadt von Kwa Zulu Natal halt. Das Imperial Hotel, ein leicht beeinträchtigtes Juwel aus der Kolonialzeit, weist Business-Standard auf; wir bleiben für zwei Nächte. Pietermaritzburg ist eine quirlige, übervölkerte Stadt, in der wir die einzigen weissen Touristen zu sein scheinen. Nach den Ratschlägen des Hotelpersonals sollten wir uns zu unserer eigenen Sicherheit nur in wenigen, bis auf die Hausnummern genau bezeichneten Strassenabschnitten aufhalten aber wir suchen und finden echte Zulu-Musik in kleinen CD-Shops in Nebengassen. Jedenfalls überleben wir eine etwas unheimliche und auch nicht unbedingt sehenswerte Destination. Vielmehr reizt uns dann eine schnelle Umfahrung von Durban für die Annäherung an die Wildtierparks des Nordostens. Auf die vielen Schlachtfelder aus den Burenkriegen und die Monumente zur Erinnerung an ANC-Freiheitskämpfer in dieser Gegend verzichten wir.

Vom Basislager Hluhluwe (sprich: Schluschluwe) aus, der komfortablen empfehlenswerten Gazebo Safari Lodge, können wir auf einer ganztätigen Safari (nur wir zwei mit dem eingeborenen Führer) den sehr weitläufigen, unbeschreiblich schönen Hluhluwe-Umfolozi Game Park mit seinem reichen und vielfältigen Wildbestand erforschen. Hier gibt es wirklich fast alle grossen Biester zu bestaunen, auch das sehr scheue und seltene Spitzmaulnashorn (Black Rhino) fehlt nicht. Eine Elefantenherde von über hundert Tieren jeden Alters wechselt gerade vom Fluss- ins Buschrevier, trappt neugierig links und rechts von unserem Fahrzeug einher und ist uns freundschaftlich gesinnt. Einzig auf Raubkatzen müssen wir weiterhin warten, neben ihrem Pfotenabdruck machen wir aber bereits blutige Schleifspuren aus.
Bei der abendlichen Rückkehr in die Gazebo Lodge erkundigen wir uns nach dem Grund einer offensichtlich gedämpften Stimmung: Der Koch hat im Hinterhof der Küche eben eine
Schwarze Mamba überrascht und mit einem Spaten erschlagen. Wir lassen darob unseren Plan, drei Nächte hier zu bleiben, natürlich nicht durcheinander bringen, aber achten schon etwas genauer auf den Weg zu unserem Bungalow.

Die Bootsfahrt durch eine Lagune im Greater St. Lucia Wetland Park bringt uns zu den ersten Hippo-Riesen, einigen dösenden Krokodilen und jagenden Fischadlern. Durch ein Missverständnis seitens des Lodge-Managements verpassen wir leider die grosse, ganztägige Safari in diesem viel gepriesenen Paradies und stehen plötzlich da wie bestellt und nicht abgeholt.
Aus Interesse an den Traditionen und der hohen Kultur der Zulu, organisieren wir uns selbständig den Besuch in einem aktuell noch bewohnten und bewirtschafteten Kral mit den unterschiedlichen vom sozialen Status der Bewohner abhängigen Rondavels (diesmal im ursprünglichen Sinne), einen Schulbesuch und eine "Sprechstunde" bei der Medizinfrau der Gegend. Eine junge Mutter von drei Kindern führt uns sehr kompetent durch ihren Stamm, erklärt uns Religion und Ahnenkult, erläutert das nicht immer einfache Verhältnis zwischen Republik, Königreich und Stämmen und macht uns auch durch ihre kräftige Gesangstimme mit der melodischen Click-Sprache ihres Volkes bekannt. Zum Abschluss des Rundgangs darf auch der wilde Tanz der
Loewenkrieger nicht fehlen.

In der wenig nördlich davon gelegenen Mkuze Game Reserve kommen wir zu einmaligen Tier- und Vogel-Beobachtungen, aus einem geschickt getarnten und gegenüber dem Wildlife gut abgeschirmten Unterstand direkt über einer intensiv besuchten Wasserstelle. Wir verweilen dort stundenlang, beobachten das streng hierarchische Verhalten der Tiere an der Tränke und schiessen faszinierende Bilder auf kürzeste Distanz. Vom bulligen Nashorn bis zum eifrigen Mistkäfer sind hier wirklich alle vertreten, sogar die beinahe ausgestorbene Nyala-Antilope macht ihren Auftritt. Im Dunkeln können wir später einen Serval beim markieren seines Reviers beobachten, unser temporäres Heim steht offenbar mitten drin.
Die Safarizelt-Unterkunft im
Mantuma Camp ist leider eher vernachlässigt, teilweise schadhaft und die Küche unvollständig eingerichtet. Der herbeigerufenen Camp-Handwerker, eine begnadeter Improvisator, macht die Sache schnell für zwei Nächte bewohnbar und sicher. Das Wichtigste sind funktionierende Reissverschlüsse. Das Zelt steht zwar auf einer erhöhten Plattform aber mitten im Busch; dann noch ein sicheres Schloss für den Kühlschrank, der im Freien steht und ein lohnendes Ziel für die hemmungslosen Paviane abgibt. Einen schnellen und perfekten Wäschedienst garantiert die herzliche Lydia.

Der ganze Nordosten Südafrikas leidet seit mehreren Jahren unter bedenklichem Regenmangel, von einzelnen verwüstenden Hochwassern abgesehen, sodass ein Grossteil der Fauna ernsthaft bedroht ist. Die meisten Flussbette und Wasserstellen sind trocken, einige Tümpel werden durch Tiefenbohrungen bewässert. Dies hat wiederum den touristischen Vorteil, dass sich an den wenigen intakten Wasserstellen eine grosse Artenvielfalt präsentiert. Der Pflanzenwelt ist es allerdings durchwegs sehr abträglich, das ist offensichtlich: gelbe, braune und graue Töne herrschen vor.

In Swaziland ist die Mehrheit der Bevölkerung schlank, das fällt bereits nach wenigen Kilometern im Landesinnern auf. Der Einzige, der sich hier Luxus und einen entsprechenden Bauch leistet ist der König mit seinen zwölf Frauen, ca. drei Dutzend Kindern, seinem Hofstaat, seiner Leibgarde, seinen zwölf Luxusresidenzen, seinem Fahrzeugpark (Maybach, Rolls Royce, Range Rover, Aston Martin usw.), seinem Privatjet und dem von Seiner Majestät exklusiv benutzten "Mbabane International Airport".
Umso herzlicher sind seine in der mageren Landwirtschaft darbenden oder arbeitslosen Untertanen. Ein sympathisches, ursprüngliches Land, das in Sachen Wertschöpfung einiges mehr zu bieten hätte und dessen Volk man einen bescheidenen Wohlstand gönnen möchte.
Unsere Unterkunft für zwei Nächte im
Foresters Arms Hotel in Mhlambanyatsi ist sehr gediegen und erholsam, in den Bergwäldern ausserhalb der hyperaktiven Hauptstadt Mbabane gelegen. Ausflüge bringen uns in eine durchaus intakte aber verlassene Eisenerzmine, die wie viele andere gelegentlich reaktiviert werden soll und einige tausend Arbeitsplätze schaffen "und alle Probleme des Landes lösen" werde - so verspricht es wenigsten der König seit einigen Jahren -, zu Glasbläsern und Kunsthandwerkern, die mit sehr schönen Souvenirs auf Touristen warten und in ein vergessenes Hippie- und Rasta-Nest namens "House of Fire", das sich fantasievoll auf den "grössten afrikanischen Pop-Festival" vom nächsten Wochenende vorbereitet.

Der Besuch des Kruger National Park ist wohl der Höhepunkt einer Südafrikareise. Tiere leben hier in grösseren Herden, was die Erlebnis-Euphorie natürlich steigert. Schade, dass sich Besuche mit dem 2WD-Fahrzeug auf recht grosszügige Strassen mit oder ohne Asphaltbelag beschränken, entsprechend ist das Verkehrsaufkommen, trotz den geringen Höchst-geschwindigkeiten, störend für Tier und Betrachter.
Jedenfalls haben wir auch hier wunderschöne Erlebnisse. Zum Beispiel die stolze Löwin (endlich, unsere erste Raubkatze) auf dem Vormittagspaziergang, die scheinbar uninteressiert eine vor Höchstspannung zitternde
Giraffenherde umgeht. Dann die zwei gleichzeitig an der Wasserstelle eintreffenden Elefantenherden, die gegenüber dem Rest der Welt ihren unbestreitbaren "Erst-Trink-Anspruch" durchsetzen.
Wir können die "Unbedingt-anzutreffende-Tiere-Pflanzen-Vögel-Checkliste" um etliche Haken ergänzen.
Unterkunft beziehen wir in den
Kruger National Park Restcamps Skukuza (eine Nacht) und Olifants (zwei Nächte). Da stehen für uns vorzüglich ausgerüstete Rondavels mit Selbstversorgung bereit sowie Einkaufsmöglichkeiten oder einfache Restaurants. Wir geniessen es, für uns selbst zu sorgen.

Was unternimmt man, wenn man im abgelegenen Camp, das übrigens von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang solid verriegelt ist (was selbstverständlich Baboons nicht beeindruckt), den Autoschlüssel auf dem hinteren Sitz des sich sofort automatisch wieder schliessenden Wagens fallen lässt? Typisch Hans-Jörg! ist die erste Reaktion aus der Küche. - Nach dem ersten Schreck sucht und engagiert man mit Hilfe des Autovermieters telefonisch einen professionellen Autoknacker, lotst diesen in stundenlanger Geduld und Unsicherheit durch den Park zum corpus delicti, gewährt ihm zwei Minuten allein mit dem Auto und tauscht dann gegen ein fürstliches Honorar in bar den bösen Schlüssel ein… Funktioniert allerdings nur wenn das Handy nicht im Wagen liegt und im Umkreis von 20 km eine Sende-/Empfangsanlage arbeitet, es sei denn, man verfüge über ein Satelliten-Handy.

Unseren Zweitageaufenthalt im Tangala Safari Camp der Thornybush Private Nature Reserve, unmittelbar westlich des Kruger National Parks erküren wir nachträglich zum absoluten Höhepunkt unserer ganzen Reise durch Südafrika! Traum-Rondavels mit holzbefeuerter Warmwasserversorgung und Petroleum-lampen-Beleuchtung, perfekte Küche, gut bestückte Bar, vorzügliche Betreuung, gemütliche Openair-Lounge mit Terrasse und Swimmingpool und ohne Einzäunung direkt in die Wildnis verlaufend.
Hier gibt es zwar keinen elektrischen Strom aber jederzeit Hochspannung. Kompakter, dorniger Busch, irgendwoher noch genug Wasser, ausserordentliche Dichte und Vielfalt der Tier- und Pflanzenwelt, hohe Schule der Spurensuche durch den eingeborenen Tracker Bennet auf dem exponierten "Stossstangensitz" des Landcruisers und unerschrockene 4WD- und Racing-Fahrkunst des "Campmanager-Ranger-Guide-Fahrers" Janco, einem jungen, kräftigen, blondgelockten Afrikaander-Bauerngiel - Flinte und Büffelpeitsche stets in Griffnähe - sowie der immer wieder aufflackernde Spurinstinkt der Beiden. Hier haken wir unsere Checkliste definitiv ab. Löwen, Cheetahs (Geparde) und Leoparden mit Jungen, 300 Büffel unmittelbar vor und zum Teil auf der Loungeterrasse, Elefanten,
White Rhinos (Breitmaul-Nashörner) beim Zeckenservice, Gnus, Antilopen jeglicher Art, Bushbabies, Schakale, Hyänen, Grüne Baumschlange mit Reaktions-Demo, Adler, Eulen, Adlereulen usw. - und das innert weniger Stunden am Tag und in der Nacht, was einem durch Mark und Bein fahren kann! Gerne würden wir hier noch eine Woche bleiben.

Vor unserem letzten Safaricamp schalten wir zwei Ruhetage am Blyde River Canyon ein. Unser Heim ist die Iketla Lodge bei Ohrigstad mit modernen, ruhigen Bungalows direkt an der Klippe, sehr guter Küche und gepflegter Gartenanlage. Hier erleben wir schöne Einblicke in den Wilden Canyon, Wasserfälle, weiten Überblick, recht vielen Touristen auf schrecklich ruinierten Strassen (den schlechtesten auf dieser Reise, ein totaler Ausnahmefall für Südafrika mit seinem sonst vorbildlichen Strassennetz). Während einer Wanderung durch das recht weitläufige Buschgelände der Lodge kurvt uns der Schreck des Jahres in Gestalt einer Riesenpython von über fünf Meter Länge und dem Durchmesser eines kräftigen Oberschenkels über den Weg. Doch der vorzügliche Rotwein zum üppigen Nachtessen und die kurzweiligen Tischgespräche mit zwei sympathischen Schweizerpäärchen, bescheren uns später ruhigen Schlaf.

Unsere letzte Station sind drei Tage in der luxuriösen Mohlabetsi Safari Lodge. Wir leben in modernen Rondavels, schöner und elektrisch gegen Wild abgegrenzter Umgebung und selbstverständlich mit guter Küche. Die Balule Nature Reserve bei Hoedspruit, grenzt ohne Zaun direkt an den Kruger National Park, deshalb vermutlich die geringere Wilddichte im Vergleich zu Thornybush.
Als Gäste der Lodge werden wir echt verwöhnt, die Safaris im lichten Busch sind interessant aber nicht sehr abwechslungsreich: immer wieder
Loewen, wer hätte dies gedacht? Der junge Ranger und sein Tracker benötigen noch etwas mehr Erfahrung und Herzblut für die Pirsch. Aber wir wollen uns in erster Linie ausruhen und Bilanz ziehen vor der allzu frühen Heimreise. Und ganz besonders hat uns jeweils die urige, musikalische Einladung zum Nachtessen durch die liebenswerten Mitarbeiterinnen erfreut.
Ein echter Lion-King faucht den würdigen Abschluss!


Gesamteindruck: Positiv. Das Land ist wunderschön, die Natur ist traumhaft. Leider stehen sich die Menschen mit ihren kultivierten Ländereien und die Tiere mit ihren wilden Revieren oft in der Quere - ein verbreitetes Afrikaproblem. Die Gewinner sind klar. Immerhin werden viele Wildreservate vergrössert oder zusammengelegt, auch grenzüberschreitend.
Die Menschen jeglicher Couleur sind sehr freundlich und jederzeit hilfsbereit (und - so scheint uns - je dunkler desto liebenswürdiger). Euphorie und Stolz der Regenbogengesellschaft im jungen Staat unter Nelson Mandela haben sich vielleicht etwas ernüchtert, sind jedoch ungebrochen und werden unseres Erachtens durch zahlreiche ökonomische, sportliche und ökologische Erfolge gefördert.
Die Gewährung von Sicherheit nimmt in jeder Beziehung zu, wird aber erschwert durch starke Flüchtlingsströme aus instabilen Nachbarländern. So betrachtet ist Kriminalität kein grösseres Thema als im Rest der Welt solange man sich an eigentlich selbstverständliche Grundregeln hält. Unsere Tipps: keinen auffälligen Schmuck, keine extravagante Kleidung, kein auffälliges, abschätziges oder überhebliches Gebaren, immer freundlich und geduldig bleiben, sich nicht mit Unbekannten in Diskussionen einlassen, während der Fahrt durch Städte und Vororte die Türen von innen verschlossen halten, bei Einkaufszentren und Touristenattraktionen bewachte Parkplätze gegen Bezahlung benützen, niemals wertvolle und den "reichen Touristen" identifizierende Gegenstände im Wagen sichtbar liegen lassen (Foto- und Videokamera, Notebook, Landkarten, Gepäckstücke usw.). Kurz: nicht provozieren!
Das demokratische Südafrika muss den gegenwärtigen Präsidenten und seine Protegés gut im Auge und im Zaum behalten und die "erste" Welt sollte vertrauensvoll investieren und damit Arbeitsplätze schaffen helfen.
Wir kommen wieder!

Nachlese zu Geldfragen: Reisechecks sind definitiv out! Die Banken (nur Hauptniederlassungen) lösen sie wegen überbordender Checkbetrügerei nur noch im Notfall und über unvorstellbar komplizierte Bürokratie ein. Beste, günstigste und einfachste Bargeldbeschaffung funktioniert mit EC-Karte oder Travel Card an Bancomaten (ATM-Machines) in allen grösseren Filialen der lokalen Banken, in Supermärkten und in Tankstellen. Fast überall kann mit Kreditkarten bezahlt werden. Kraftstoff tanken geht nur gegen bar!

Nachlese zum Heimflug: Ungenügend. Dass die meisten der etwa 280 SAA-Passagiere offenbar direkt und verschwitzt von Safaris kommen hat wohl auch einen Einfluss, aber dass die SAA-Cateringküche in keiner Weise mit der südafrikanischen Essenskultur und -qualität mithalten kann ist zweifelsfrei erwiesen.



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